Tuesday, 23rd April 2024
23 April 2024

Delegierte hadern nach AKK-Sieg: „Habe Sorge, dass es auseinanderfliegt“

Unter einigen Merz-Anhängern soll es nach seiner Niederlage auf dem CDU-Parteitag rumoren.

Von Nikola Endlich, Hamburg


„Die Partei ist gespalten“, sagt eine Delegierte nach der Wahl von Annegret Kramp-Karrenbauer zur neuen CDU-Chefin. Viele haben auf einen Sieg von Friedrich Merz gehofft. Aber der verärgert mit seinem Auftritt selbst seine Anhänger.

Als nach der Stichwahl das Ergebnis bekannt gegeben wurde und die Gewinnerin Annegret Kramp-Karrenbauer in der Hamburger Messehalle auf die Bühne trat, bekam die neue CDU-Vorsitzende stehende Ovationen und tosenden Beifall. Der Saal demonstrierte Einigkeit. Zumindest auf den ersten Blick.

Mit einem Vorsprung von gerade einmal 35 Stimmen hat AKK die Stichwahl gegen Friedrich Merz für sich entschieden. 517 Stimmen für die Merkel-Verbündete, 482 für Merkels früheren Kontrahenten. Bereits im Vorfeld, auf den acht Regionalkonferenzen, hatte sich abgezeichnet, dass sich von den drei Kandidaten – Kramp-Karrenbauer, Merz und Jens Spahn – die beiden älteren sich ein knappes Kopf-an-Kopf-Rennen um den CDU-Vorsitz liefern würden.

Die Großveranstaltungen quer durch die Republik galten als erstes Stimmungsbild. Entscheidend absetzen konnte sich keiner der Kandidaten. "Ich hatte gedacht, dass es knapp wird und es eine Stichwahl gibt", sagt Matthias Reintjes aus dem Landesverband Nordrhein-Westfalen. Er selbst hat im zweiten Wahlgang für Merz gestimmt, weil er dessen Wirtschaftsprofil schätze. "Ich habe aber jetzt keinen Groll, dass Friedrich Merz es nicht geworden ist", sagt der 29-Jährige, als Kramp-Karrenbauer ans Rednerpult tritt.

Einige Reihen hinter ihm meint Marcus Stawars, ebenfalls aus Nordrhein-Westfalen: "Ich bin nicht traurig, aber ich hätte mir natürlich gewünscht, dass Friedrich Merz gewinnt. Aber wir sind eine Partei und das ist wie in einer Familie – da muss man zusammenhalten."

"Die Partei ist gespalten"

So einsichtig reagieren längst nicht alle Delegierten im Saal. Zu hören ist, dass sich viele Merz-Anhänger auf Whatsapp über die schwache Rede ihres Kandidaten ärgern und darüber, dass er nach seiner Niederlage nicht einmal für das Parteipräsidium antritt. "Die Partei ist gespalten. Es wird schwierig werden, die Enttäuschten wieder einzusammeln", sagt Claudia Heber aus dem Landesverband Thüringen. "Ich habe die Sorge, dass das auseinander fliegt."

Heber selbst hat für die neue CDU-Vorsitzende gestimmt. "Ich glaube, AKK kann die Partei in der Breite besser vereinen. Für mich war auch entscheidend, dass sie sich durch harte Arbeit nach oben gearbeitet hat und mehrere Ämter innehat", sagt die 42-Jährige.

In ihrer Entscheidung waren die Delegierten der unterschiedlichen Landesverbände frei. Im Gegensatz zu früheren Parteitagen, bei denen es üblich war, dass ein Landesverband seinen Delegierten eine Wahlempfehlung mitgab, hatten sich die Chefs der Länder diesmal zurückgehalten. Vermutlich auch deshalb, weil das Ergebnis als schwer zu prognostizieren galt. Öffentlich hatten sich nur die Vorsitzenden der Landesverbände aus Schleswig-Holstein und aus dem Saarland klar für die frühere Saar-Ministerpräsidentin ausgesprochen.

Große Landesverbände wie etwa Baden-Württemberg, der gemeinsam mit Nordrhein-Westfalen in der Hamburger Messehalle knapp die Hälfte der Delegierten stellt, hatten bereits Probeabstimmungen durchgeführt. Im Südwesten war Merz der Favorit. "Baden-Württemberg ist ein wirtschaftlich starkes Land und Friedrich Merz hat da die entsprechenden Kompetenzen", sagt Marianne Engeser vom Landesverband. Sie hatte bis zuletzt geschwankt, am Ende aber AKK ihre Stimme gegeben. Auch Alois Gerig, Bundestagsabgeordneter aus Baden-Württemberg, sagt: "Ich habe meine Wahl heute von der Rede abhängig gemacht hat. AKK hatte einfach die besseren Argumente und hat mich emotional mitgenommen."

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